Besonderen Dank gilt unseren Fotografen Georg Kranz (Impressionen I - http://www.voigt-kranz.de) und Thomas Kretzschmar (Impressionen II)!
Es ist mal wieder so weit, im Dorf Ahrenshoop mit Ortsteil Alt- und Niehagen am dritten Juli-Wochenende, den 21.07.2019, heißt es auf die Pferde!
Auch in diesem Jahr konnte man wieder die 27 Reiter durch die Tonne galoppieren sehen, wie sie mit aller Kraft um die Würde der Tonne schlugen.
Der Tonnenbund Ahrenshoop, Alt- und Niehagen e.V. startet sein Tonnenabschlagen, wie viele langjährige Fans des Festes es schon wissen, schon ein paar Tage zuvor, schließlich gilt es den Platz aufzubauen und zu schmücken. Am Samstag, den 20.07.2019 trafen sich die Tonnenbrüder und Tonnenschwestern des Vereines, um die Reitbahn aufzustellen und die Girlanden zu binden.
In diesem Jahr gab es jedoch einige Vorkommnisse, die den fast 100 Jahre alten Verein versuchten, aus dem Konzept zu bringen. Am Samstagabend, an dem die Tonnenschwestern und Partner der Reiter traditionell die Pferdekränze fleißig binden, fiel das Kuchenzelt durch Unwetter mitten auf dem Festplatz in sich zusammen und viele tatkräftige Mitglieder und Freunde des Vereins mussten bei Wind und Wetter zurück und das Zelt neu befestigen.
Nach diesem Schreck standen die Reiter bei bedecktem aber nicht mehr so schlechten Wetter, wie jedes Jahr, früh auf, um sich um 8 Uhr am Restaurant „Zum Kiel“ zu versammeln. Im kompletten Umzug begann der Fußmarsch zum amtierenden König Eric Evers in Niehagen. Den König in den Reihen aufgenommen, ging es zum amtierenden Stäbenkönig Andreas Völkner für das traditionelle Frühstück.
Gestärkt wurde nun der Marsch auf die Kutsche verlegt und der Umzug zum „Achtern Strom“ in Ahrenshoop wurde fortgesetzt. Am „Achtern Strom“ angekommen gab es eine kleine Verschnaufpause.
Dann hieß es, wieder auf die Kutschen und weiter zum Festplatz, wo die Tonnenschwestern und Tonnenbrüder schon mit dem traditionell vorbereiteten Gulasch warteten. Das Mittagessen wird, wie jedes Jahr, vom amtierenden König bei Haus „Namenlos“ bestellt und die Kartoffeln werden am Vortag von den Tonnenschwestern geschält. Wie Sie sehen, ein eingespielter Verein mit vielen Vorbereitungen und Sitten.
Nach dem Mittag geht es nun endlich auf die schon wartenden Pferde, geschmückt mit den Kränzen, die von den Partnern der Reiter oder den Reitern selbst gebunden wurden. Der amtierende König wird jetzt erneut, jedoch inklusive Pferd, vom Reiterumzug abgeholt. Jetzt da alle vollzählig und auf ihren Pferden sind, gilt es das Streitobjekt in ihre Reihen aufzunehmen. Die mit Eichenlaub geschmückte Tonne wurde dieses Jahr wieder vom Restaurant „Am Kiel“ abgeholt und mit dem traditionellen Spruch „Hoch Fischlands Art und Sitte und alter Feste Brauch!“ und einem kräftigen „Gut Schlag!“ von den Reitern begrüßend in die Kutsche der Veteranen aufgenommen.
Dieses Jahr war ein etwas längerer Umzug, da die Reiter samt Kutschen bis zur „Tute“ durch das Dorf reiten mussten. Die „Tute“ gehört zu den ältesten Bars auf dem Fischland und gehört zum Hotel „Fischländer“. Hier wird ein letztes Mal abgestiegen, ausgetreten und etwas getrunken.
Nun geht es endlich zum Festplatz, wo sich seit 13 Uhr schon die Gäste, Zuschauer und befreundete Tonnenbundvereine aus der Region sammeln. Pünktlich wie immer um 15 Uhr traf der Reiterzug bei bedecktem Wetter auf dem Festplatz ein. Der Hauptmann Olaf Fretwurst begrüßte die Gäste und eröffnete das diesjährige Tonnenabschlagen 2019 mit dem traditionellen Spruch „Hoch Fischlands Art und Sitte und alter Feste Brauch!“, währenddessen wurde das Heringsfass an die mit Girlanden geschmückten Masten aufgehängt.
Dann ging es für die 27 Reiter endlich los, das Streitobjekt der Begierde wurde vom ersten Reiter Thomas Völkner angeschlagen und danach ging es los mit musikalischer Begleitung von der Marschmusik der Original Mecklenburg-Vorpommerschen Blaskapelle aus der wunderschönen Bernsteinstadt Ribnitz- Damgarten. Nach ein paar Runden war es dann soweit, der neue Stäbenkönig schlug die letzte Stäbe von der Tonne, es war unser Hauptmann Olaf Fretwurst. Das ist zwar lange nicht die erste Würde, die der Pferdehof-Besitzer in den letzten Jahren errungen hat, aber nun ist er zum ersten Mal Stäbenkönig.
Das wird natürlich ordentlich gefeiert, die anderen Mitreiter lassen noch auf den Pferden den neuen Stäbenkönig hochleben und wie jedes Jahr überreicht der alte Stäbenkönig Andreas Völkner dem neuen Stäbenkönig die Schärpe und Glückwünsche werden ausgesprochen, die Reiter steigen für einen kurzen Umtrunk am Bierwagen von den Pferden.
Olaf Fretwurst wird noch einmal traditionell mit einem dreifach kräftigen „Gut Schlag!“ beglückwünscht und es geht wieder zurück auf die Pferde und auch damit lockerte sich der Himmel.
Wie bereits erwähnt war dieses Jahr etwas mit Komplikationen verbunden. Denn nach mehreren Stunden war die Tonne immer noch nicht abgeschlagen. Um 18 Uhr wurde beschlossen, das verbleidende hartnäckige letzte Stück der Tonne von den Veteranen etwas anhacken zu lassen. Dies wurde auch schon vor 50 Jahren gemacht.
Zwar bei Sonnenschein aber um 19.30 Uhr war immer noch kein Ende in Sicht. Nun kam es zu einer neuen Idee: Auslosen. Es wurde ein Los mit einer 1 ausgeschrieben und in einen Topf mit Nieten gelegt, die Reiter sollten nun ziehen, wer die 1, hat durfte nun das nochmals angehackte Stück als erstes schlagen und von da geht es dann weiterhin in Reihenfolge durch die Tonne. Ausgerechnet unser erster Reiter Thomas Völkner, der auch die Tonne gemacht hat, zieht die Nummer eins und es geht wie geplant in Reihenfolge weiter. Das letzte Stück hängt sozusagen am seidenen Faden. Nach ein paar Reitern und deren kräftigen Schlägen trifft einer endlich um 19.42 Uhr das letzte fehlende Stück.
Frank Krull wird zum ersten Mal in seiner gesamten Zeit als Reiter Tonnenkönig und beendet das Tonnenabschlagen 2019 mit Jubel aus der ganzen Masse. Der neue Tonnenkönig 2019 bekommt vom alten Tonnenkönig Eric Evers die Schärpe überreicht und die Mitreiter lassen Frank Krull hochleben. Es folgt eine etwas längere Pause und viele Gratulationen für den neuen Tonnenkönig. Der traditionelle Königstanz fand allerdings durch Zeitmangel und fehlender Blaskapelle direkt auf der Wiese und nicht im Zelt statt, sodass alle Tonnenbrüder und Schwestern schnell nach Hause kamen, denn um 21 Uhr beginnt der Tonnenball, an dem alle, zwar verspätet, aber dafür umso mehr und umso länger ihre Könige feierten und das Tonnenabschlagen 2019 gebührend ausklingen lassen konnten.
Henriette Krull
Tonnenabschlagen - Tonnenbund Ahrenshoop, Alt- und Niehagen e.V. | info@tonnenbund.de